Hauptzweck der Systemplattform ist eine optimierte Tourenplanung für Elektrofahrzeuge unter Berücksichtigung der begrenzten Reichweite und bestehender Nachlademöglichkeiten. Dabei werden sämtliche Einflussfaktoren auf die Batteriekapazität und den Energieverbrauch berücksichtigt. Anders als bei herkömmlichen Tourenplanungssystemen spielen hierbei das Wetter, das Fahrverhalten und die Topografie eine große Rolle.
Die Präsentation der Systemplattform durch DAKO-Geschäftsführer Thomas Becker und Entwicklungschef Dr. Harald Hempel war einer der Höhepunkte des 1. Smart City Logistik Kongresses. Hempel betonte, dass Flottenbetreibern und Disponenten durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen kein großer Mehraufwand entstehen dürfe. Dies gelte besonders für Mischflotten mit einem anfangs nur geringen Teil an Elektrofahrzeugen. „Praktiker dürfen von der Plattform ein einfaches Handling und ein optimales Exception Management erwarten“, versprach der Mathematiker. Die Bedeutung des Wetters auf die Reichweite veranschaulichte Becker am Beispiel des Scheibenwischer-Motors, der mit seiner Leistung die Kapazität der Batterie entscheidend beeinflussen könne. Einen noch größeren Einfluss habe der Wind. „Die Systemplattform wird die aktuellen Wetterdaten in die Tourenplanung einbeziehen“, so Becker.
Parallel zum Aufbau der Plattform wird die Fachhochschule Erfurt die Parameter für die Prognose der Transportreichweite von Elektrofahrzeugen erforschen. Die Felderprobung dient der Identifikation, Analyse und Clusterung von typischen Einsatzszenarien und Handlungsoptionen in der Citylogistik. „Wir planen die Praxiserprobung unter realen Einsatzbedingungen im Sommer- und Winterbetrieb“, erklärte Professor Dr. Uwe Adler vom Fachbereich Verkehr und Transportwesen der FH Erfurt.
Die Bedürfnisse des Fahrers stehen im Mittelpunkt der begleitenden Untersuchung der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Befragungen und Akzeptanz-Studien sollen klären, in welcher Form die Fahrer bestmöglich in den Prozess eingebunden werden können. Ziel ist ein System, das den Piloten aktuell und in übersichtlicher Form über die wesentlichen Einflussfaktoren informiert und ihn vor drohenden Un- oder Ausfällen warnt.
Mit Blick auf die Gegenwart stellten Dr. Thomas Becks vom Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) und Thomas Becker das aktuelle Angebot an Elektrofahrzeugen vor. „In naher Zukunft wird sich die Kostensituation durch die fallenden Batteriepreise deutlich entspannen“, stellte Becks in Aussicht. Dadurch werde sich die Investition in ein Elektrofahrzeug wesentlich schneller amortisieren. Auch die Fortschritte in der Batterieentwicklung tragen dazu bei. Unabhängig von der weiteren Preisentwicklung bei den Elektrofahrzeugen stellte Dr. Stefan Heimann von der Thüringer Energie- & Green Tech-Agentur (Thega) das Förderprogramm Elektromobilität für das Land Thüringen vor. Heimann erläuterte das sehr attraktive Programm, das sich auf technologisch bedingte Mehrkosten der Beschaffung von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bezieht. Zudem würde das Land auch die Kosten für Kauf, Leasing, Miete und Installation von Ladesystemen und spezifische technische Ausrüstungen fördern.
Abgerundet wurde das Kongress-Programm durch eine Podiumsdiskussion sowie die Praxiserfahrungen von Flottenbetreibern, die bereits Elektrofahrzeuge einsetzen. Shirin Huber vom Paketdienstleister UPS berichtete von dem sehr pragmatischen Vorgehen ihres Unternehmens, bei dem ältere Zustellfahrzeuge mit bereits großen Fahrleistungen von Verbrennungs- auf Elektromotoren umgerüstet werden. Der „P80-E“ biete eine Reichweite von 80 bis maximal 150 Kilometer und eine Nutzlast von knapp 3,5 Tonnen.
Das Projekt Smart City Logistik Erfurt endet am 30. Juni 2016. Es ist Teil des Forschungsprogramms „IKT für Elektromobilität II“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). IKT steht für Information- und Kommunikationstechnologie. Als Fortsetzung des Förderschwerpunktes „IKT für Elektromobilität“ hat das BMWi im Frühjahr 2011 den neuen Technologiewettbewerb „IKT für Elektromobilität II - Smart Car - Smart Grid - Smart Traffic“ gestartet. Das Forschungsprogramm baut auf den bisherigen Resultaten auf und erweitert das Themenspektrum um den Aspekt „Smart Car“.